Dr. Hartmut Lenk, Germanistisches Institut der Universität Helsinki, Vorlesung Massenkommunikation
Zur aktuellen Lehre |
Pressekonzentration = „Zusammenschluß (Fusion) oder überproportionales Wachstum von Unternehmen auf Kosten kleinerer Betriebe mit der Folge einer Konkurrenzverminderung am Markt" (in Pürer/Raabe 1996:114 zitiert aus Koszyk/Pruys)
L
zu unterscheiden ist zwischen publizistischer (Abnahme
der Zeitungstitel) und ökonomischer Konzentration (weniger,
aber umso mächtigere Zeitungskonzerne als Zeitungseigner)
Formen der ökonomischen Konzentration:
horizontale K. (gleichartige Betriebe fusionieren/werden übernommen),
vertikale K. (Ballung der Produktionsstufen: Papierherstellung, Druckerei, Redaktion, Vertrieb in einer Hand),
diagonale Verflechtung (branchenübergreifende
Unternehmensbeteiligungen = Kapitalverflechtungen in anderen
Produktionszweigen)
Konzentrationsprozess bei Tageszeitungen in der (alten)
Bundesrepublik Deutschland: Die Zahl der publizistischen Einheiten sank
zwischen 1954 und 1976 von 225 auf 121; besonders betroffen: kleinere
Lokalzeitungen mit einer Auflage von weniger als 40.000 Ex.
wichtigste Tageszeitungsverlage am Ende der Konzentrationsphase in Deutschland:
Springer-Verlag (Hamburg/Berlin)
WAZ-Gruppe (Essen)
Gruppe Stuttgarter Zeitungsverlag
Verlag DuMont-Schauberg (Köln)
Süddeutscher Verlag (München)
zusammen: 45,5% der Gesamtauflage der deutschen Tageszeitungen dieser Zeit
leichter Wiederanstieg der Zeitungseinheiten und -ausgaben wie auch der Gesamtauflage der Zeitungen (bei weiterem Rückgang der Verlage und Herausgeber)
Festigung der Marktführer-Position der großen Regionalzeitungen
ab 1984 Beteiligung vieler großer Presseverlage am Privatrundfunk
Einführung der Redaktionselektronik
Kampf um ostdeutschen Zeitungsmarkt, auf dem sich die meisten der früheren SED-Bezirkszeitungen, jetzt im Besitz meist westdeutscher Medienverlage, als große Regionalzeitungen behaupten;
eigene Fernsehprogramme (meist politische Magazine, Info-Sendungen) von großen Zeitungen, zumeist auf privaten Fernsehkanälen ausgestrahlt.
ab ca. 1994 rasch zunehmende Zahl von Online-Versionen der Zeitungen im Internet. In Deutschland gibt es Ende 2003 über 600 Online-Versionen von Tageszeitungen und ihren Lokalteilen, auch von Wochenzeitungen und Nachrichtenmagazinen. Das Internet entwickelt sich zum universellen Medium, das die Grenzen der traditionellen Medien sprengt.
Einbrüche bei den Werbeeinnahmen führen trotz teilweise erhöhter Leserzahlen zu Einsparungen: Reduzierung der Zahl redaktionellen Mitarbeiter, Schließung z.B. von Hauptstadtredaktionen überregionaler Blätter.
Zur aktuellen Lehre |