Dr. Hartmut Lenk, Germanistisches Institut der Universität Helsinki, Einführungs-Vorlesung Lexikologie

Grobklassifikation von Wortbildungstypen


Zur aktuellen Lehre

Zurück zum Verzeichnis der Folien

Zurück zur Übersicht über die Lexikologie-Vorlesung

Komposition

Derivation

Kurzwortbildung


 

Die Komposition / Zusammensetzung

L Es handelt sich um eine Wortbildungskonstruktion mit mindestens zwei Basis- oder Grundmorphemen; dabei entsteht ein Kompositum neutr., Pl. Komposita.

Folgende besondere Formen von Komposita lassen sich unterscheiden:

Determinativkomposita

Komposita mit Bestimmungs- und Grundwort: Haustür (das Determinans Haus bestimmt das Determinatum Tür näher)

– verdunkelte Zusammensetzungen: Brombeere < bramo = urspr. 'Dornstrauch'; Meineid < mein urspr. 'falsch'

– Dekomposition: Die Glieder der Zusammensetzung sind selbst Komposita: (Braunkohlen|tagebau)

 

Possessivkomposita:

Das Bezeichnete liegt außerhalb der Komponenten des Kompositums: Was jemand hat, wird zur Bezeichnung verwendet: s Rotkäppchen ('Mädchen, das eine rote Kappe hat/trägt'), r Geizkragen ('Mensch, der sich und Anderen nichts gönnt'), r Blaustrumpf ('ältere unverheiratete Frau'), r Wendehals ('Opportunist')

Wie die Beispiele zeigen, liegen diesen Komposita auf klischeehafte Vorstellungen über typische Eigenschaften bzw. Kleidungsgewohnheiten oder hyperbolisch-metaphorische Übertragungen zu Grunde. 

 

Zusammenbildungen:

L Komposition auf der Basis einer Wortgruppe oder eines ganzen Satzes (auch ‚Zusammenrückung‘ oder ‚imperativischer Satzname‘ genannt): s Stelldichein ('Rendezvous'), s Vergißmeinnicht (eine Blumenart), Bleibtreu (ebenfalls eine Blumenart), r Tunichtgut ('Mensch, der nur/viel Unheil stiftet'), r Besserwisser ('Mensch, der etwas stets besser zu wissen glaubt als Andere'); aber auch: e Sauregurkenzeit ('Zeit, in der die Geschäfte schlecht laufen bzw. wenig passiert'), r Taugenichts ('Mensch, der (zu) nichts taugt'), r Gernegroß ('jmd., der gern ein großer, angesehener Mensch wäre') 

 

Kopulativkomposita:

Die Komponenten gehören der gleichen Wortklasse an, stehen semantisch nicht in einem determinativen, sondern einem additiven Verhältnis und sind im Sinne einer Aufzählung gleichgeordnet; ihre Reihenfolge ist nicht semantisch, sondern höchstens konventionell festgelegt: schwarzweiß, finnisch-schwedische (Grenze/Beziehungen), rotgrün, Mähdrescher, trennschleifen

Hierher gehören auch tautologische Komposita wie Grundprinzip, Volksdemokratie, letztendlich (< letztlich + endlich)

 

 

Die Derivation / Ableitung

explizite Derivation/Ableitung oder Affigierung: Präfix- und Suffixbildung (Präfigierung/Suffigierung)

[Die Präfixbildung wird mitunter als eigener Wortbildungstyp betrachtet]

suchen > versuchen; suchen > e Suche, e Sucht; versuchen > Versuchung;

Ende > endlich; gleich > Gleichung; Fax > faxen

implizite Ableitung:

 

innere Ableitung: 

explizite oder implizite Ableitung mit Stammvokaländerung: trinken > Trunk/Trank; geben > Gabe

 

 

Die Kurzwortbildung

Arten von Kurzwörtern (Akronymen):


Zur aktuellen Lehre

Zurück zum Verzeichnis der Folien

Zurück zur Übersicht über die Lexikologie-Vorlesung