Dr. Hartmut Lenk, Germanistisches Institut der Universität Helsinki. Handouts und Folien im Kurs Wissenschaftliche Arbeitstechniken (HS 2001)


Empfehlungen zur inhaltlichen Gliederung des Textteils
einer studentischen wissenschaftlichen Abhandlung

Eine klassische Dreiteilung (Einleitung – Durchführung – Schluss) ist möglich, aber nicht immer sinnvoll; Gleiches gilt für die Vierer-Gliederung der klassischen Rhetorik in 1)  exordium (Einleitung),  2)  narratio (Erzählung) mit propositio (Darlegung des Themas) und digressio (Abschweifung), 3)  argumentatio (Beweisführung) mit probatio (Darstellung des eigenen Standpunktes) und  refutatio (Widerlegung gegnerischer Positionen) sowie 4)  peroratio (zusammenfassende Aufzählung und wirkungsvoller Schluss). 
M.E. ist für eine empirische Untersuchung (in der Linguistik/Sprachdidaktik) folgender Aufbau besser geeignet:
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1) Einleitung zur Erläuterung der Themenstellung:

2) bisherige Untersuchungen zum Thema (Forschungsstand)
Wichtig ist der kritische Umgang mit der vorhandenen Literatur: Die benutzten Quellen sollen nicht nacherzählt werden, sondern vergleichend analysiert, in einen größeren Forschungszusammenhang gestellt und auf mögliche Widersprüche zu anderen Arbeiten oder in der betreffenden zitierten Untersuchung selbst geprüft werden. Jegliche Analyse der Forschungsliteratur hat vor dem Hintergrund und im Zusammenhang mit der eigenen Fragestellung zu erfolgen.
3) Ableitung der eigenen Erkenntnisziele (ggf. mit Bezug auf die Einleitung)

4) Korpusauswahl und -beschreibung (Welches Material wird konkret untersucht?)

5) Methoden der Untersuchung (evtl. auch schon im Kap. 2 zu erläutern)

6) Eventuell eine exemplarische Analyse

(d.h. die detaillierte Vorführung der Untersuchungsmethoden an einem komplexeren Beispiel)
7) Ergebnisse der empirischen Untersuchung
(eventuell in mehreren Teilkapiteln: je nach Anzahl der untersuchten Aspekte/Fragen)
8) Zusammenfassung der (wichtigsten) Ergebnisse
(entsprechend der bzw. den Fragestellung(en) in der Einleitung!); die Interpretation und Verallgemeinerung der konkreten Befunde sowie weitergehende Schlussfolgerungen, evtl. mit einem Ausblick auf oder Vorschlägen für künftige Untersuchungen auf diesem Gebiet)

Dieser Aufbau ist nicht als Dogma zu verstehen: Die Reihenfolge beispielsweise der 
Kap. 2–5 kann variieren, und bestimmte Themen können eine vollkommen andere Vorgehensweise und Textstrukturierung als sinnvoller erscheinen lassen.
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Wichtig ist, dass die Darstellung durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:

Systematizität der Aspekte, die untersucht werden

 Der konkrete Untersuchungsgegenstand ist in allen für die Fragestellung wichtigen Aspekten zu behandeln.
Konsistenz/Klarheit der Argumentation
Es muss deutlich werden, auf welcher Basis geschlussfolgert wird. Die Argumente müssen für die Begründung der Thesen/Behauptungen geeignet sein. Die (für eine These vorgebrachten) Argumente sollten einander nicht widersprechen.
Sinnvolle Strukturierung des Textes
Die Kapitel und die einzelnen Argumente müssen in folgerichtiger Weise angeordnet sein. Ein roter Faden soll stets erkennbar sein.
Stringenz der Darstellung
Die Darstellungen sollten sich darauf beschränken, was für die Beantwortung der zentralen Frage(n) relevant ist. Überflüssiges und/oder Nebensächliches ist zu vermeiden.
Validität der Argumentation
Es muss eine hinreichende Belegung aller Thesen und Behauptungen mit Daten oder Fakten erfolgen.
Außerdem gehört zu einer Magisterarbeit (pro-gradu-työ) eine Zusammenfassung (tiivistelmä) auf Finnisch, Schwedisch oder Deutsch, ggf. auch auf Englisch oder Französisch. 
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